„Lieber keine Platte als mit BMG“

von | 29. Oktober 2010

Die Donots vermarkten sich seit ihrem Abschied von SonyBMG autark. Dafür gründeten die fünf Musiker ihr eigenes Label. Im Interview mit medienMITTWEIDA erklären Sänger Ingo Knollmann und Gitarrist Alex Siedenbiedel ihre Motivation und nennen Bands, die bei Major-Labels besser aufgehoben sind.

Die Donots haben 2003 zum ersten Mal eine Tour in Japan gespielt. Wie wichtig ist der Markt für die Band?

Alex Siedenbiedel: Der japanische Markt ist in den letzten Jahren eingebrochen. Insbesondere für Bands, die nicht aus Japan kommen. Das erwischt uns genauso wie sämtliche amerikanische und britische Bands. Wir fahren aber im Dezember wieder rüber auf ’ne Tour und ich bin sehr gespannt, wie es da laufen wird.

2006 wurde das Plattenlabel „Solitary Man Records“ in Japan gegründet. 2008 gründeten die Donots dieses in Deutschland. Wie kam es dazu?

Ingo Knollmann: Solitary Man in Japan ist daraus erwachsen, dass unsere Touren so gut gelaufen sind. Es gab eine ganze Menge europäische Bands, die in den Läden nicht zu finden waren. Wenn es die gab, dann nur für einen horrenden Import-Preis. Da war die Schnittstelle. Wir haben gesagt: „Hey, wir kennen so viele Bands, wir können die direkt anhauen und direkt fragen, ob sie offiziell in Japan veröffentlichen wollen.“ Da sagt natürlich keine Band „Nein“. Dementsprechend gab es die Labelstruktur und es war ein Leichtes, sie in die Heimat zu importieren.

Die Gründung des Labels in Deutschland war ja eine Reaktion auf die Trennung von SonyBMG. Wie kam es dazu, dass sogar Anwälte für die Vertragsauflösung sorgen mussten?

Siedenbiedel: Das war eigentlich unnötig von deren Seite aus. Wir haben uns nicht mehr verstanden. Wir waren zu verschieden von den Leuten, die da für uns arbeiten. Wir haben dann gesagt: „Wir können einfach keine Platte mehr mit euch machen.“ Dann hieß es erst: „Wir legen euch keine Steine in den Weg. Wenn ihr weggehen wollt, dann geht weg.“ Das stellte sich in der Realität dann aber ganz anders dar.

Knollmann: Dann hingen wir wirklich im luftleeren Raum. Für uns war klar: Wenn die einzige Möglichkeit ist, dass wir noch eine Platte bei der BMG machen müssen, dann machen wir lieber gar keine. Wir haben uns dann eine Pause verordnet.

Wie sehr hat der Erfolg des aktuellen Albums aufgrund der Selbstständigkeit überrascht? 

Siedenbiedel: Wir sind gerade total platt. Man „arbeitet“ 17 Jahre an seiner Band und kommt dann an einem Höhepunkt an, den man vorher noch gar nicht hatte.

Knollmann:
 Und das aus eigenem Antrieb. Wenn man eine Plattenfirma hat, gibt man denen sein Baby in die Hand und die arbeiten damit. Wir können jetzt nicht mehr auf irgendwen zeigen. Wenn irgendwas falsch gelaufen ist, zeigen wir auf uns selbst. Das ist ein Risiko, was wir echt gerne eingehen, weil das Gefühl so gut ist. Man wacht morgens im Bus auf und sieht „Heute wieder ausverkauft“. Wir können nicht mit Geldscheinen in den Kamin reinschmeißen, wir müssen uns als unsere eigene Plattenfirma überlegen „Wie kann das Ganze effektiv sein?“

Siedenbiedel: Ich glaube, dass die Leute über die letzten Jahre gemerkt haben, dass wir alles selber machen. Das honorieren sie auch. Dann haben sie Lust, zu den Konzerten zu kommen. Das ist das Erfolgsrezept neben der Musik.

Nach all diesen Erfahrungen – Kann man jungen Musikern überhaupt raten, einen Vertrag bei einem Major-Label zu unterschreiben?

Knollmann: Da gibt’s kein Pauschalrezept. Das kommt auf den Deal an, den man angeboten kriegt und auf die Ausrichtung der Band. Bands wie Revolverheld oder Silbermond wird man immer raten: „Geht zum Major-Label.“ Eine Band wie die Beatsteaks hat aber gut daran getan, erstmal zwei, drei Alben klein zu sein. Wenn es einem egal ist, wie man klingt, dann kann man aus jeder Assel-Band eine hochglanzpolierte Band machen – im Studio zumindest. Das ganze muss aber ja authentisch sein. Da sind wir wieder bei dem Punkt, wo Bands auf die Schnauze fliegen.

Für 99drei Radio Mittweida, den Lokalradiosender der Fakultät Medien, war Marco Grühn beim Donots-Konzert in Chemnitz. Was sechs Jahre Treue bei Frontmann Ingo Knollmann bewirken und wie sich die Donots beim Konzert geschlagen haben, vermittelt Grühns Kurzreportage.

<h3>Alexander Maack</h3>

Alexander Maack