Rauschmittel

E-Zigaretten: mit Einweg in die Abhängigkeit

von | 2. Dezember 2022

Einweg-Zigaretten sind unter Jugendlichen der neue Trend. Doch sind sie wirklich gesünder als Tabak?

Es gibt weder Langzeitstudien noch eindeutige Studienergebnisse über die Folgen für den Körper. Laut einigen Studien sind E-Vapes, wie die E-Zigaretten auch genannt werden, zwar weniger schädlich als herkömmliche Tabakzigaretten, jedoch bedeutet das nicht, dass sie harmlos sind. Vor allem die Hemmschwelle zum Rauchen von Zigaretten kann sinken.

Der neue Star unter den Einweg-E-Zigeretten: die Elfbar

Die Elfbar ist eine der bekannteren Marken, wenn es um Einweg-Vapes oder auch E-Zigeretten geht. Normalerweise funktionieren die Geräte so, dass man eine Flüssigkeit (Liquid) in die Vapes füllen muss, welche dann verdampft wird. Bei den Wegwerf-Vapes ist es allerdings so, dass man sie nicht wieder mit Liquid auffüllen kann. Vapes kamen erstmals 2006 auf den Markt, Elfbars erschienen erst im Jahr 2018. Die Geräte werden in China produziert und erinnern an kleine bunte Textmarker. Es gibt viele Aromen, aber die meisten von ihnen sind süß. Konsumenten können Mentholfruchtaromen, aber auch Aromen wie Mango-Ice oder Strawberry-Icecream kaufen. Sehr beliebt ist die „Elf Bar 600“ mit einem Nikotingehalt von 20 Milligramm pro Milliliter Liquid. Im Vergleich enthält eine Tabakzigarette 13 Milligramm Nikotin pro einem Gramm Tabak

Es wird synthetisches Nikotin verwendet, welches im Gegensatz zu Tabak aus dem Labor gewonnen wird. Es gibt praktisch keinen Unterschied zwischen den beiden, jedoch wird aus Tabak gewonnenes Nikotin stärker reguliert. Die synthetischen Einweg-Nikotinriegel fallen also in eine Grauzone, die zu einer Explosion auf dem Markt von süßen aromatisierten Vapes wie den Elfbars geführt hat. Etwa zehn Prozent der 18- bis 34-Jährigen in Großbritannien definieren sich selbst als Konsumenten von E-Vapes. In Deutschland gibt es noch keine genaue Datenlage. Der globale Vape-Markt wird auf 22,8 Milliarden Dollar geschätzt und wächst. Eine Studie aus Großbritannien ergab, dass 1 Prozent der 18-Jährigen Anfang 2021 Einwegdampfer verwendeten. Diese Zahl ist mittlerweile auf 57 Prozent gestiegen.

Machen die Aromen süchtig?  

Laut Umfragen des Eurobarmeters haben 14 Prozent der Befragten schon einmal eine E-Zigarette probiert. Die Konsumenten gaben an, häufig die Aromen gewechselt zu haben und betonten dabei auch die Bedeutung, dass die vielen Geschmacksrichtungen verhinderten, wieder Tabakzigaretten zu rauchen. 

Bei der Entscheidung eine E-Zigarette zu rauchen, spielen die verschiedenen Geschmacksrichtungen also eine große Rolle, doch die Tendenzen variieren je nach Altersgruppe stark. In der Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung zeigte sich, dass über 55-Jährigen zu Geschmacksrichtungen wie Tabak tendieren, wohingegen die 15- bis 24-Jährigen sich eher für die fruchtigen oder süßen Aromen entscheiden. Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass verschiedene Geschmacksrichtungen die Wahrnehmung von möglichen Gesundheitsschäden vermindern und die Bereitschaft erhöhen, elektronische Zigaretten zu konsumieren. Die Jugendlichen bewerteten den Geschmack als das wichtigste Kriterium beim Experimentieren mit E-Zigaretten. Wenn eine elektronische Zigarette einen bestimmten Geschmack zeigte, waren die Befragten eher bereit, sie zu benutzen.

Wie gesundheitsschädlich sind Einweg-E-Zigaretten?  

Die gesundheitlichen Risiken der kleinen Dampfgeräte ähneln denen, die mit dem „klassischen“ Gebrauch von elektronischen Zigaretten verbunden sind. Beide Produkte beinhalten das Inhalieren einer Flüssigkeit aus Propylenglycol, Glycerin, verschiedenen aromatischen Verbindungen und Nikotin mit einem Verdampfer. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung sind im Dampf von E-Zigaretten deutlich weniger krebsauslösende und andere Schadstoffe enthalten als im Vergleich zum Rauch von Tabakzigaretten.  

Doch selbst wenn sie nicht ganz so gefährlich sind, können sie dennoch schädliche Substanzen wie Acetaldehyd oder Formaldehyd enthalten, die das Herz schädigen und krebserregend wirken. Außerdem können für den menschlichen Körper noch zusätzliche Risiken bestehen, da derzeit keine Langzeitstudien zur gesundheitlichen Belastung durch E-Zigaretten vorliegen. Da die meisten Liquids auch Nikotin enthalten, besteht bei den Produkten ebenfalls ein hohes Abhängigkeitspotenzial. 

In den USA gibt es laut Angaben der Centers for Disease Control (CDC) mindestens 2800 Menschen, die teilweise schwere Lungenschäden nach dem Rauchen von E-Zigaretten erlitten haben. So soll es im Jahr 2020 68 Todesfälle gegeben haben. Bei der möglichen Todesursache handele es sich laut Angaben der CDC um Vitamin-E-AcetatDas Bundesamt für Risikobewertung hat daraufhin 57 E-Liquids aus dem deutschen Markt nach dem gesundheitsbedenklichen Stoff untersucht. Das Endergebnis: Nur in einem der 57 Produkte wurden Mengen an Vitamin-E-Acetat gefunden, welche aber gesundheitlich unbedenkliche sind. „Dieser Befund stützt die Annahme, dass kein Risiko von E-Liquids nach deutschen Vorschriften durch das Vorhandensein von Vitamin-E-Acetat ausgeht“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Wie umweltfreundlich ist das Dampfen?

Einer der größten Kritikpunkte gegenüber den Einweg-E-Zigaretten ist die Umweltschädlichkeit. Das Problem an den Einweg-Zigaretten ist, dass man sie im Gegensatz zu den herkömmlichen E-Zigaretten nicht wieder auffüllen kann und sie nach circa 600 Zügen in den Sondermüll entsorgen muss. Damit die kleinen Lithium-Batterien und der Kunststoff recycelt werden können, müssen die leeren Einweg-E-Zigaretten an Sammelstellen abgegeben werden. Das heißt, man muss die Vapes entweder bei einer kommunalen Sammelstelle für Elektroschrott abgeben oder im Einzelhandel denn ab einer bestimmten Ladengröße sind diese verpflichtet, die Vapes zurückzunehmen. Trotz dessen landen tagtäglich viele verdampfte Vapes im Hausmüll. Laut Zahlen aus Großbritannien wird dortzulande alle zwei Sekunden eine Vape in den Haushaltsmüll geworfen. Zur Verdeutlichung: Mit dem Lithium, was in einem Jahr entsorgt worden ist, hätten so in einem Jahr ungefähr 1200 Batterien für Elektroautos hergestellt werden können.

Werbung von Vapes auf Social Media 

Der Bundestag hat 2020 einen neuen Gesetzesentwurf gegen Tabakwerbung beschlossen. Außenwerbung soll künftig nur noch für den Fachhandel möglich sein, sofern diese an den Außenwänden oder im Schaufenster angebracht wird. Außerdem soll auch die Kinowerbung weiter eingeschränkt werden. Wenn Kinder oder Jugendliche anwesend sein können, gilt ein generelles Verbot. Das bedeutet, Tabakwerbung darf nur noch bei Filmen ab 18 Jahren gezeigt werden. Da die nikotinfreien elektronischen Zigaretten bei Jugendlichen in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind, werden diese Produkte in bestimmten Aspekten der Beurteilung des Bundestags mit den nikotinhaltigen Produkten gleichgesetzt. Die neuen Regelungen sollen stufenweise in Kraft gesetzt werden. Für die elektronische Zigarette und Nachfüllbehälter sollen sie ab dem 1. Januar 2024 in Kraft treten. Ab dann gilt das Verbot für Außenwerbung, wie zum Beispiel auf Plakatwänden oder Haltestellen. 

Doch wie sieht es mit TikTok aus? Auf TikTok wird ganz offen Werbung für Vapes für Personen wie Gzuz oder Haftbefehl gemacht. Dabei ist Werbung für Vapes eigentlich verboten. In den Community-Richtlinien von TikTok steht: „Nicht geteilt werden dürfen Inhalten, die den Erwerb, Vertrieb, Handel oder das Einholen von Kundeanfragen […] einschließlich Vaping-Produkten […] darstellen.“ Nach dem Tabakwerbeverbot ist Internetwerbung wie diese eindeutig verboten. Das Problematische daran ist allerdings die versteckte Werbung, wenn zum Beispiel ein Nutzer in seinen Livestreams Vapes raucht oder sie verherrlicht, ohne sie ausdrücklich zu bewerben. Rein rechtlich ist dies dann erlaubt. Wie schnell man in die Sucht gerät und wie problematisch die Rolle von TikTok dabei ist, zeigt auch Finn in diesem Video:

Ist die Einweg-E-Zigarette jetzt Fluch oder Segen? Für viele starke Zigaretten-Raucher kann das Dampfen von E-Zigaretten eventuell die bessere Alternative sein, trotz der gesundheitlichen Risiken. Dennoch könnten E-Zigaretten mit ihren vielen beliebten Aromen vor allem jungen Menschen den Einstieg in den Drogenkonsum erleichtern. Auch hinsichtlich der Umwelt stellt das Dampfen keine umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Zigarettenverbrauch dar. Wer sich noch weiter für das Thema interessiert, kann hier lesen, wie schwer der Ausstieg aus der Nikotinsucht sein kann.

Text, Titelbild: Luna Meißner
<h3>Luna Meißner</h3>

Luna Meißner

ist 22 Jahre alt und studiert derzeit im 5. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich seit dem Wintersemester 2022/23.