Kommentar: Digitale Abstellkammer für die Jugend

von | 7. Juni 2011

Vom Image der "Seniorenkanäle" wollen sich "ARD" und "ZDF" mit immer neuen Spartensendern befreien. Zur geplanten Verjüngung des Publikums dienen bisher aber nur musik- und jugendaffine Digitalableger wie "ZDFkultur", "Einsfestival" und "ZDFneo". Die Möglichkeit Spartenkanäle zusammenzulegen, um sich mehr auf Qualität und Zielgruppe zu konzentrieren, blieb bisher unbeachtet.

Die Öffentlich-Rechtlichen bieten etliche digitale Spartenkanäle an, jedoch kaum spezifische Programme für Jugendliche. Diese Lücke soll nach Ansicht von einigen Politikern und öffentlich-rechtlichen Medienmachern mit einem Jugendkanal geschlossen werden. Die Umsetzung dieses Vorhabens scheiterte jedoch immer wieder an fehlenden finanziellen Mitteln.

„Das Erste“ erreicht derzeit junge Zuschauer meist nur über Sportangebote und Events wie den „Eurovision Song Contest“. Solche Angebote genügen aber nicht, um die Jugend langfristig für einen Sender begeistern zu können. „Die Jugendlichen greifen lieber auf Sender wie ‚Viva‘, ‚ProSieben‘ oder ‚Nickelodeon‘ zurück, die ihre Hauptinteressen vertreten. Themengebiete wie Comedy und Musik müsste ein Jugendsender auch in seinem Programm vereinen“, sagt Philipp Hartewig, Mitglied im Landesverband der Jungliberalen Sachsen. „Ein öffentlich-rechtlicher Jugendsender würde wahrscheinlich – wegen dem angestaubten Image von ‚ARD‘ und ‚ZDF‘ – ein schweres Leben haben.“

Informationsüberschuss bei den Öffentlich-Rechtlichen

Ein Konzeptvorbild für einen altersspezifischen Kanal sollte der „KiKa“ sein, der von „ARD“ und „ZDF“ gemeinsam getragen wird. Der Kinderkanal ist für die ganz jungen Nutzer gedacht, ein Kanal wie „ZDF neo“ eher für die 25 bis 49-jährigen. Die Zuschauer zwischen 14 und 25 scheinen für das öffentlich-rechtliche Fernsehen derzeit aber vollkommen uninteressant – sie werden nicht bedient. Ein Jugendkanal sei eine tolle Möglichkeit, bleibe aber eine Illusion,sagte Udo Reiter, Intendant des „MDR“.

Ein Ableger der „ARD“-Sender würde nur auf Gegenwind aus Richtung der Privatsender treffen und wäre in Anbetracht der geplanten Sparmaßnahmen nicht finanzierbar. Dabei ist das Problem hausgemacht. Zu groß ist die Anzahl an Spartenprogrammen, die alle die gleichen Kulturprogramme und Informationsangebote bieten. Der „ZDF“-Kulturkanal und „Einsfestival“ bieten ähnliche Programminhalte. Inhaltliche Parallelen sind ebenfalls bei den Informationsprogrammen „Einsextra“ und dem „ZDF Infokanal“ erkennbar, die außerdem noch die gleiche Zielgruppe wie der Sender „Phoenix“ haben – ein regelrechtes Informationsüberangebot.

Programm für die Jugend erfordert neue Konzepte

Ein Programm für Jugendliche erfordert Protagonisten, in die sich die Jugendlichen hineinversetzen können, sowie neue, darauf abgestimmte Sendekonzepte. Die Macher des „SWR“-Projekts „Das Ding“ haben verstanden, wie die Jugend heutzutage erreicht werden kann. Das Radioprojekt bietet ein Vollprogramm, aber auch eine Internet-Fernsehsendung „DASDING.tv“ und eine eigene Community zum aktiven Informationsaustausch.

„Jüngere Rezipienten sind aufgeschlossener gegenüber experimentellen Formaten, Radiosendern oder Web-Portalen“, sagte bereits die „ARD“-Vorsitzende Monika Piel. Bei „Das Ding“ entscheiden Mitarbeiter zwischen 18 und 29 Jahren über die Themen, erstellen Beiträge und moderieren die Sendungen. Die Dritten sollten sich an diesem Projekt orientieren und sich wieder stärker als Entwicklungsstube für neue Formate positionieren, würden letztendlich doch auch „Das Erste“ und das „ZDF“ von solchen Formaten profitieren können.

<h3>Sandra Möllentin</h3>

Sandra Möllentin