Erotik-Domain macht Zensur einfacher

von | 7. April 2011

Die ICANN will für Pornoseiten zukünftig die Endung ".xxx" ermöglichen. Pornografieanbieter sollen sich damit leicht kenntlich machen können, Online-Nutzer anstößige Inhalte einfacher identifizieren. Die Domainendung ist jedoch keine Pflicht. Außerdem stößt die Registrierung von XXX-Adressen noch immer auf Ablehnung.

Der Vorstand der zentralen Adressvergabestelle für das Internet (ICANN) entschied sich am 18. März für die Zulassung der Domainendung „.xxx“. Der Verkauf der neuen Webadressen soll im zweiten Quartal dieses Jahres beginnen. Versprochen wird den Konsumenten höhere Sicherheit gegen Betrug und eine Chance zur Erhöhung der Umsätze. Befürworter erhoffen sich das erleichterte Aufspüren krimineller und verbotener Inhalte. Doch die Akzeptanz der Anbieter und Nutzer der neuen Adressen ist noch ungewiss, denn die Einführung des abgegrenzten Online-Rotlichtbezirks sorgt für Kontroversen.

Besonders Aktivisten, die Pornografie im Internet generell verhindern wollen, üben Kritik an den XXX-Adressen, deren Einführung im Jahr 2000 zum ersten Mal vorgeschlagen wurde. Die Pornoindustrie selbst befürchtet, dass ihre Inhalte leichter geblockt werden könnten. Filter- und Zensurmaßnahmen durch Regierungen oder Gegner der Industrie könnten in verschiedenen Ländern zu leicht umgesetzt werden, so ihre Sorge. Die XXX-Seiten würden auf jeden Fall geblockt werden, bestätigte dann auch ein Sprecher der saudi-arabischen Botschaft gegenüber der „Washington Post“. In Indien mehren sich ähnliche Aussagen. Auch werden hohe Kosten für die Domainendung befürchtet. Dennoch würden nach Angaben von „Welt online“ bereits 300.000 Reservierungen bei der zuständigen ICM-Registry vorliegen.

Anmelder werden vor Vergabe geprüft

Betreiber einer XXX-Domain sollen vor der Vergabe auf ihr Vorhaben hin überprüft werden. Nach Angaben von ICM-Registry muss jeder Anmelder ein Sicherheitsverfahren durchlaufen und sicherstellen, dass der Schutz von Kindern sowie Datenschutz gewährleistet sind. Die Domains würden grundsätzlich nur Privatpersonen sowie Firmen der Sexindustrie („Online Adult Entertainment“) zugänglich sein. Für diese Erwachsenenunterhaltung gibt es allerdings keine verbindliche Definition, daher steht die Domainendung praktisch doch jedermann offen.

Auf Anfrage von medienMITTWEIDA wollte sich übrigens kein deutscher Domainvermittler oder Hoster zum Thema äußern. Die Domainzentralen hätten selbst noch keine internen Informationen, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. Zudem verzichtet die potentielle XXX-Domainkundschaft auf ihren aktuellen Websites meist auf ein Impressum. Auch wenn ein Impressum angegeben ist, sind Telefonnummern oder reale Ansprechpartner selten zu finden. Die E-Mail-Adressen einiger Angebote sind auf jeden Fall nicht gültig oder erreichbar.

<h3>Sandra Möllentin</h3>

Sandra Möllentin