Qualität statt Sensationsgeilheit

von | 19. April 2011

Die neue Online-Zeitung Kontext erscheint wöchentlich ohne Popups und Banner. Mit qualitativen und gründlich recherchierten Texten will sich das bisher von Prominenten finanzierte Projekt von der Masse abheben. Sechs Journalisten veröffentlichen jeden Mittwoch ihre Texte, die besonders die anspruchsvolle Leserschaft erreichen sollen.

Eine Konkurrenz für etablierte Onlinemedien wird die InternetzeitschriftKontext wohl nicht werden. Entgegen dem Trend der schnelllebigen Internetmedien hat die Zeitschrift nur eine wöchentliche Veröffentlichungsfrequenz. Doch wollen die Autoren der Wochenzeitung dafür mit unabhängigem, kritischem Journalismus punkten. Denn eben diesen investigativen Journalismus vermissen sie bei einigen Internetmedien. „Niemand zwingt uns, der Hektik des Netzes zu verfallen“, schrieb der redaktionell Verantwortliche Josef-Otto Freudenreich in einem Editorial auf der Website von Kontext. Es sei sicherlich möglich, auch mit ausgeruhten und gründlich recherchierten Texten im Internet zu überzeugen. „Wir sind eine Wochenzeitung, üben uns deshalb in der Analyse, bringen Reportagen und investigative Geschichten“, erklärte Martin Reinkowski, Chef vom Dienst, gegenüber medienMITTWEIDA. Samstags sind ausgewählte Texte der Onlinezeitung als Beilage in der taz zu finden, wodurch die Redaktion jedoch keinen Gewinn erzielt.

„Eine neue Initiative für Qualitätsjournalismus“

Mitwirkende der Zeitung geben in ihrer aktuellen Ausgabe in der Rubrik Pulsschlag bekannt, dass sie für ihre Erwartungen überraschend hohe Besucherzahlen im Netz notieren. Auch versuchen sich die Macher gegen Vorurteile in den Medien, das Projekt sei eine „Gegen-Zeitung oder das Zentralorgan des Wutbürgers“, zu wehren. „Wir versuchen, geduldig zu erklären, was wir unter Journalismus verstehen, aber irgendwie funktioniert das nicht“, bedauert Freudenreich. „Die Schubladen stehen offen, schwupps, rein damit, ein Etikett draufgeklebt und die Sache ist geritzt.“ Vielmehr soll das Angebot eine Chance für investigative und kritische Berichterstattung sein. Im Blog der taz erwähnt Freudenreich, dass es sich bei dem Projekt um „eine neue Initiative für Qualitätsjournalismus“ handelt. „So gesehen gehen wir altmodisch in die Zukunft“, verrät er in seinem Editorial.

Die Redaktion von Kontext umfasst insgesamt sechs Journalisten. Das Hauptaugenmerk der Onlinezeitung liegt auf Baden-Württemberg und Stuttgart. In der Rubrik „Überm Kesselrand“ wird aber auch über die Landesgrenzen hinaus berichtet. Die Zeitung spreche eine breite Leserschaft an, sagte Martin Reinkowski medienMITTWEIDA. Dazu zählt er „alle, die Lust auf Hintergrundberichte haben und die sich vielleicht durch die lokalen Zeitungen nicht vertreten fühlen. Wir sind aber keine ‚Gegenzeitung‘.“ Eine Sozialreportage und ein Politikressort gehören außerdem zu den Angeboten der Seite.

Von Prominenz finanziert

Das Onlinemagazin ist ein Projekt des Vereins „Kontext: Verein für ganzheitlichen Journalismus i.G.“, der sich unter anderem mit der Förderung kritischer und sachkundiger Nutzung von Medien befasst. Der Verein, dem Prominente wie der Schauspieler Walter Sittler – bekannt aus der Fernsehserie Nikola – und Olympiasieger Dieter Baumann angehören, finanziert das Projekt. Dies ermöglicht, dass die Zeitung für Leser kostenlos und frei von Werbung ist. 200.000 Euro trugen die Unterstützer bislang zusammen. Somit ist die Existenz des Magazins für ein Jahr gesichert.

<h3>Sandra Möllentin</h3>

Sandra Möllentin