Aus dem Tief zurück in die Gewinnzone

von | 16. Juni 2011

Stagnierende oder rückläufige Auflagenzahlen, einbrechende Werbeumsätze und hohe Verluste prägten das Gesamtbild des deutschen Zeitungsmarktes im Krisenjahr 2009. Mittlerweile scheint sich die Situation verbessert zu haben. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" etwa konnte im Geschäftsjahr 2010 wieder schwarze Zahlen schreiben.

Im Geschäftsjahr 2010 hat sich die Verlagsgruppe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) von dem massiven Umsatzeinbruch des Vorjahres erholt. Nachdem 2009 noch wichtige Werbekunden abgesprungen waren, hat das Verlagshaus beim Umsatz im letzten Geschäftsjahr die Trendwende geschafft. Die „FAZ“ steigerte diesen deutlich um 7,5 Prozent auf 271,4 Millionen Euro. Stand im Jahr 2009 noch ein deutlicher Verlust zu Buche (19,8 Millionen Euro), gelangte die „FAZ GmbH“ mit einem Plus von 4,8 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr zurück in die Gewinnzone. Im Gesamtunternehmen, der „FAZ“-Verlagsgruppe, weisen die Zahlen ebenfalls einen positiven Trend aus. Der Gesamtgewinn des Unternehmens belief sich auf 7,6 Millionen Euro im Jahr 2010.

Geld wird analog verdient mit den gedruckten Ausgaben

Diese Trendwende bei der „FAZ“ ist durchaus nicht selbstverständlich, da die Zeitungsbranche nach wie vor mit dem strukturellen Wandel zu kämpfen hat. Die Werbeerlöse der Zeitungen betrugen 2009 in Deutschland rund 3,9 Milliarden Euro. Die Einnahmen aus Anzeigenwerbung und Beilagen sanken damit erstmals unter die Summe der Vertriebserlöse. Ein Grund ist neben dem Finanzkrisenjahr 2009 die zunehmende Nutzung digitaler Zeitungsangebote. Die viel diskutierte „Gratismentalität“ der Leser ist im digitalen Zeitungsmarkt ein Problem. Aber es gelang den Zeitungsverlagen auch noch nicht, ihre digitalen Angebote bei den Werbepartnern nachhaltig zu etablieren. Immerhin 95 Prozent des Umsatzes erzielen die Zeitungsverlage noch mit ihren gedruckten Auflagen.

„FAZ“ ist gut aufgestellt – Kritik an Konkurrenten

Die „FAZ“-Verlagsgruppe ist insgesamt optimistisch. Geschäftsführer Tobias Trevisan begründete die Kehrtwende mit einer positiven Entwicklung bei der „FAZ“ gegen den allgemeinen Trend am deutschen Zeitungsmarkt. Vor allem sei die Zeitung unabhängiger vom Stellenmarkt geworden, der laut Trevisan früher höchsten Anteil an den Umsatzerlösen generierte. Diese Abhängigkeit solle nun weiter reduziert und andere Geschäftsfelder erschlossen werden. Eine weitere Entscheidung, die die Bilanz positiv beeinflusste, dürfte der Verzicht auf verschiedene Agenturabonnements sein, den „Meedia“ schon im Juni 2010 öffentlich machte.

Im Interview gegenüber „Horizont.net“ äußerte Trevisan: „Das Erfreuliche an 2010 war, dass die Ergebnisverbesserung in erster Linie aus steigenden Vertriebs- und Anzeigenerlösen resultiert. Im Werbegeschäft konnten wir gegen den Markttrend kräftig zulegen; wir haben signifikant Marktanteile gewonnen.“ Indirekte Kritik übte der „FAZ“-Chef an „Dumpingangeboten“ von Mitkonkurrenten, womit er sich vornehmlich auf den Titel „Welt kompakt“ der „Springer“-Tochter „Die Welt“ bezog.

<h3>Holger Schuchardt</h3>

Holger Schuchardt