Fertiglebensmittel

Hochindustrialisiert und krankheitserregend

von | 3. Dezember 2021

Egal ob vegan oder nicht. Fertiglebensmittel können Krankheiten auslösen - es ist nur eine Frage der Zeit.

Bis zur Industrialisierung ernährten sich die damaligen Jäger und Sammler von Früchten, Wurzeln, Nüssen, Fisch, Eiern und gelegentlich Wild. Diese Art der Ernährung änderte sich dann im 18. Jahrhundert. Seitdem gehen die meisten Menschen in den Supermarkt und kaufen sich Lebensmittel, welche oft aus viel Zucker, Aromastoffen, ungesunden Fetten und etlichen Zusatzstoffen bestehen. Das Problem dabei ist, dass der Körper noch mit Steinzeitgenen im Industriezeitalter lebt. Durch die industrialisierte Ernährung versorgen wir den Körper nicht mehr optimal mit Mikronährstoffen. Doch was bedeutet das nun für die Gesundheit?

Problematische Stoffe und deren Folgen 

Die heutige Welt ist schnelllebiger geworden, weshalb Essen „to go“ meist auf dem täglichen Speiseplan steht. „Der Blick auf das Essen in Deutschland ist sehr rational. Wir wollen billige Lebensmittel kaufen und Kochen wird vor allem im Alltag als lästige Tätigkeit beschrieben“, sagt Trendforscherin Hanni Rützler im Gespräch mit der Apotheken Umschau vom 01. August 2021. ,,Dadurch kaufen wir zu viele Fertigprodukte.” Eine Untersuchung des Instituts für Ernährung, Konsum und Gesundheit aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass die Deutschen etwa 28 Prozent hochverarbeitete Lebensmittel verzehren. In den letzten zehn Jahren hat sich der Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln verdoppelt. Das bedeutet, dass mittlerweile die Hälfte der Kalorien aus verarbeiteten Lebensmitteln besteht. Doch Ernährungsmediziner warnen vor diesen Produkten, die uns überall im Alltag begegnen. Hochverarbeitete Lebensmittel enthalten viel Zucker und ungesunde Fette. „Gesundheitlich ebenso bedenklich sind industriell hergestellte Vitamine, Aromastoffe, Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe“, meint Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl bei ,,JENKE. Live. Der Talk danach“.  Der Talk danach lief in der Sendung „RED“ auf ProSieben. In diesem Format wurde „Das Food-Experiment“ von Jenke nochmals mit Experten ausgewertet. In Europa sind derzeit 320 verschiedene Zusatzstoffe zugelassen. Ein Beispiel hierfür ist Carrageen, das unter dem Kürzel E40 in vielen industriell gefertigten Lebensmitteln wie Wurst, Joghurts oder Sprühsahne enthalten ist. Dies ist einer von vielen Konservierungsstoffen, der benötigt wird, um das Lebensmittel mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen zu können. „Einige Studien zeigen, dass der Emulgator den Oberflächenschutz der Darmschleimhaut stören kann und auf diese Weise etwa zu Diabetes oder bestimmten Krebsarten beitragen könnte“, kritisiert Riedl in einem Beitrag des Online Nachrichtendienst Ludwigsburg 24. Diese und viele weitere Stoffe schädigen die Gesundheit und sind im folgenden Video nochmals zu sehen:

 

 

Welche erheblichen Auswirkungen haben Sulfite und Phosphate?

Besonders Konservierungsmittel, wie Sulfite und Phosphate, können erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Körpers haben. Ein zu hoher Sulfit Konsum kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Sulfite sind in Fertigprodukten wie Pommes-Frites, Chips oder Kartoffelpüree enthalten. Die Stoffe können zum Beispiel Asthmaanfälle, Kopfschmerzen, Müdigkeit sowie chronische Darmentzündungen im Laufe der Jahre aufgrund eines vermehrten Konsums auslösen.

Ein weiterer Problemstoff ist Phosphat. Dieser steckt nicht nur in Wurst, Käse und Fisch, sondern auch in unzähligen weiteren Fertigprodukten. Phosphat kann die Aufnahmefähigkeit von Calcium verhindern, was langfristig die Knochen schädigt und dadurch zu deren Entkalkung (Osteoporose) führt. Ärzte warnen vor diesem gesundheitsschädigenden Stoff, da der Verzehr zudem auch Einfluss auf die Nierengesundheit und die Gefäße haben kann. Doch nicht nur Phosphat, sondern auch Farbstoffe stehen in Verbindung mit der Gesundheit der Nieren.

Farbstoffe sind das Make-up der Fertigprodukte. Zuerst schadet die maschinelle Verarbeitung der Lebensmittel deren Optik, weshalb Farbstoffe anschließend dringend notwendig sind. Die verwendeten Lebensmittelfarbstoffe (z.B. E102, 104,110) werden häufig in Pasteten, Fertigsuppen und -soßen sowie Backwaren wiedergefunden. Durch sie entstehen unter anderem Hautkrankheiten wie Neurodermitis. Außerdem können die künstlichen Farbstoffe beispielsweise die Niere schädigen und Aufmerksamkeitsdefizite bei Kindern verstärken. 

Neben den genannten Zusätzen gibt es weitere künstliche Stoffe in beispielsweise Fertigpizzen, vakuumierten Sandwiches oder Dosensuppen. Dazu gehören: Geliermittel (zum Beispiel im Pudding), Verdickungsmittel (zum Beispiel in Suppen), Farbstabilisatoren (zum Beispiel in der Eiscreme) und viele mehr

Zusatzstoffe in Kombinationen 

Alle diese Stoffe landen täglich auf dem Teller und damit im Körper. Was das für Folgen hat, weiß auch Ernährungsexperte Matthias Riedl. ,,Wir essen täglich unzählige dieser Stoffe in vielfältigen Kombinationen“ sagt Riedl im Gespräch mit „JENKE. Live. DER TALK DANACH“. „Hierbei können Wechselwirkungen zwischen einzelnen Substanzen entstehen“. So zeigt eine französische Studie ,,Studie NutriNet-Santé” von der Sorbonne in Paris mit 105.000 Probanden, dass der Verzehr von Fertigprodukten Herz-Kreislauf-Störungen erhöhen kann. Weitere Untersuchungen zeigen Zusammenhänge zwischen der Entstehung von Krebs und industriell verarbeiteten Lebensmitteln auf. Es steht also fest, dass die Produkte, welche uns die Lebensmittelindustrie täglich auftischt, eine enorme Gesundheitsgefährdung darstellen. Ernährungsbedingte Erkrankungen wie Typ-2 Diabetes könnten mit dem Konsum ultraverarbeiteter, hochkalorischer Speisen in Verbindung stehen. Studien mit über 100.000 Probanden stellten weitere Zusammenhänge zwischen hochverarbeiteten Lebensmitteln und bestimmten Erkrankungen fest. Häufig traten Schlaganfälle sowie Krebserkrankungen, vor allem Brust- und Darmkrebs auf.

Sind vegane Alternativen gesünder?

In den letzten Jahren tendieren Verbraucher gern zu veganen Alternativen. Im Supermarkt gibt es daher viele Lebensmittel wie veganer Käse, High-Protein Puddings oder klimaneutrale Dönerspezialitäten. Ein Großteil dieser Produkte ist hochverarbeitet und enthält nur wenig bis keine natürlichen Zutaten. Ein Beispiel hierfür ist der Protein Riegel. Hier werden isolierte Eiweiße, etwa aus Soja, als Pulver einem Riegel zugesetzt, der sonst nur aus Zucker, Cerealien und Zusatzstoffen besteht. Durch Werbebotschaften und Namen wie „Protein-Power Riegel“ greift man im Supermarkt zu diesen Snacks und bekommt das Gefühl von einer perfekten Zwischenmahlzeit nach dem Sport. In Wahrheit ist es nur ein ungesundes Produkt, welches dem Körper sogar schaden kann. Auch vegane Fleischalternativen sind nicht so gesund wie sie scheinen. Sie enthalten oft problematische Zusatzstoffe wie Raucharoma, Säureregulatoren sowie viel Salz und Fett. Die Hersteller versuchen meist eine ähnliche Konsistenz und den gleichen Geschmack herzustellen, weshalb sie auf Zusatzstoffe und Aromen zurückgreifen müssen. Zudem bestehen die Fleischalternativen beispielsweise noch aus viel Zucker und Phosphat. Der Stoff Phosphat kann wiederum eine Nierenerkrankungen auslösen. Der Zucker in den Produkten kann in hohen Mengen zu Übergewicht und Diabetes führen. Alle diese chemischen Stoffe sind bei ständigem Konsum sehr bedenklich für die Gesundheit und können allerlei Beschwerden hervorrufen. Für Ernährungsexperten Matthias Riedl steht fest, dass verarbeitete vegane Alternativen nicht gesund sind und dem Menschen auf Dauer nicht bekommen würden.

,,Back to the roots“- Tipps und Tricks für eine natürliche und gesunde Ernährung 

Aber was tun, wenn man im Alltag wenig Zeit hat und sich trotzdem gesund und natürlich ernähren möchte? Eine Möglichkeit um Fertiglebensmittel zu vermeiden, ist das „Meal Prepping“. Dabei nimmt man sich eine gesunde Grundzutat und kocht diese am Wochenende schon für die nächsten Tage vor. Hierbei können sättigende Lebensmittel wie beispielsweise Kartoffeln, Linsen, Vollkornreis oder Dinkel in größeren Mengen vorgekocht und dann im Kühlschrank gelagert werden. Wenn die Grundzutat erst einmal vorgekocht ist, kann ganz einfach frisches oder tiefgefrorenes Gemüse ergänzt werden. So ist eine gesunde Mahlzeit mit natürlichen Zutaten schnell zubereitet. Weitere Informationen zum Meal Prepping gibt es im Selbstexperiment von MedienMittweida.

Doch nicht nur zuhause ist es möglich auf gesunde und natürliche Ernährung zu achten. Auch im Supermarkt kann überprüft werden, welche Nährwerte in den fertigen Lebensmitteln stecken: Hierfür gibt es ein Modell, welches in Frankreich erfunden wurde. Den Nutri-Score. Dieser stellt eine fünfstufige Farbskala von A bis E dar. Der grüne Buchstabe A steht hierbei für die gesündeste und der rote Buchstabe E für die ungesündeste Nährwert Bilanz. Die Farbskala bezieht sich auf problematische Stoffe wie Zucker, Salz, gesättigte Fette und den Kaloriengehalt sowie auf gute Bestandteile, wie Proteine und Ballaststoffe. So kann der Nutri-Score als Orientierung für eine gesündere Ernährung dienen. Der Nutri-Score ist noch keine Pflichtangabe auf unseren Lebensmitteln, weshalb eine transparente Einschätzung durch den Endverbraucher nicht immer möglich ist.

Unter den vorangegangen Aspekten lässt sich ableiten, dass vermehrt Zivilisationskrankheiten wie Schlaganfälle, Krebs, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und viele mehr entstehen. Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass der Verzehr von natürlichen beziehungsweise von möglichst wenig industriell bearbeiteten Lebensmitteln den Zivilisationskrankheiten entgegenwirken könnte.  

Text: Nathalie Veigel Titelbild: Andres Ayrton

<h3>Nathalie Veigel</h3>

Nathalie Veigel

Nathalie ist 20 Jahre alt und kommt aus Chemnitz. Sie studiert im 3. Semester an der Hochschule Mittweida und engagiert sich bei MedienMittweida im Team Social Media.