Konservativer Intendant gesucht

von | 20. April 2011

Der Intendantenposten im ZDF bleibt vorerst vakant. Bislang ist nur geklärt, dass der amtierende Markus Schächter im März 2012 abtritt. Wer der Nachfolger werden könnte oder wie das Verfassungsgericht zum Wahlgremium, dem ZDF-Fernsehrat, steht, wird in naher Zukunft entschieden.

Politiker, die nicht wiedergewählt werden können oder wollen, aber auch Fußballtrainer, die ihren Job auf Abruf tun, werden als „lahme Ente“ bezeichnet. Der ZDF-Intendant Markus Schächter ist eine solche. Gewissermaßen hat er sich selbst dazu gemacht, indem er bereits im Januar 2011 ankündigte, nach seiner zweiten Amtszeit nicht erneut zu kandidieren. Für eine nächste Amtsperiode stehe er nicht Verfügung, erklärte Markus Schächter gegenüber derSüddeutschen Zeitung (SZ). Am 14. März 2012 will er den Platz räumen. Bis dahin stehen aber noch zahlreiche Entscheidungen an.

Kein Interesse an Schächters Posten

Die Debatte um die Nachfolge von Markus Schächter hat seitdem begonnen. Sein Posten scheint allerdings nicht gerade heiß umkämpft. Das Zweite hatte eine öffentliche Ausschreibung des Intendantenamtes geschaltet, doch niemand bewarb sich um den Posten. Intern wird als Nachfolger Thomas Bellut favorisiert. Seine Chancen steigen unter diesen Voraussetzungen, da der Fernsehrat möglicherweise schon am 17. Juni erneut zusammentritt und den neuen Intendant wählen könnte.

Bellut ist seit 2002 ZDF-Programmdirektor und die rechte Hand Schächters. Nach dessen Ansicht stehen in Zukunft im Zweiten wesentliche Strukturveränderungen bei der digitalen Verschmelzung von Internet und TV bevor. Nach zehn Jahren nimmt Markus Schächter seinen Hut und tritt ab. Die nächsten zehn Jahre seien nun richtungsweisend. „Spitzenpositionen in Top-Unternehmen können nur in klarer Befristung erfolgreich ausgeübt werden“, erklärte er der SZ. Es wäre jetzt an der Zeit, „die Führung in andere Hände zu legen“.

Parteipolitisch dominiertes Machtinstrument Fernsehrat

Der Neue muss sich bei der Wahl die Mehrheit der 77 ZDF-Fernsehräte sichern. Mit diesem Wahlrecht ist der Rat das maßgebliche Gremium bei der Bestellung des neuen Intendanten. Er ist überwiegend politik- und parteiendominiert. Der konservative Kreis im Fernsehrat hat gegenwärtig etwa eine Drei-Fünftel-Mehrheit. Kein Wunder also, dass der als konservativ geltende Thomas Bellut favorisiert wird. Ein Grund, warum sich Schächter nicht mehr zur Wahl stellt, könnte auch der Streit um den ehemaligen Chefredakteur Nikolaus Brender sein. Die harsche öffentliche Kritik Schächters zu dessen Ablösung könnte die Stimmenmehrheit gekostet haben. Doch Schächter kommt einer möglichen Abwahl zuvor, vermeidet so eine mögliche Blamage, wird jedoch zur „lahmen Ente“.

Kritik musste der Fernsehrat in letzter Zeit reichlich einstecken. Vor allem deshalb, weil er mehrheitlich parteipolitisch durchsetzt ist. Ein Beispiel dafür ist CDU-Mann Rudolf Seiters. Der Ex-Innenminister im Kabinett Kohl ist seit November 2003 Präsident des Deutschen Roten Kreuzes und so auch im ZDF-Fernsehrat vertreten. Die Grenzen zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und der Politik werden dabei fließend. Grund genug für eine Klageinitiiert von SPD-Ministerpräsident Kurt Beck. Vor dem Bundesverfassungsgericht wird der Vorwurf der mangelnden Staatsferne beim ZDF überprüft werden.
Im Fernsehrat sollen auch die gesellschaftlichen relevanten Gruppen vertreten sein ohne zuviel Nähe zur Politik. Faktisch zählen dazu neben den Mitgliedern der Kirche auch die Gewerkschaften und Verbände. Letztere fielen zuletzt durch ihre Nähe zur Politik auf und werden zum Teil von ehemaligen Politikern vertreten.

<h3>Holger Schuchardt</h3>

Holger Schuchardt