Feuer und Flamme

von | 1. Dezember 2019

Blaue Lichter und Martinshorn: Daniel Welz erzählt von seinen Erfahrungen bei der Freiwilligen Feuerwehr.

„Tatütata, die Feuerwehr ist da!“ mit großen, rot-weißen Autos, Blaulicht und Martinshorn, und zwar immer dann, wenn es brennt. Viele kleine Kinder träumen davon, selbst bei der Feuerwehr arbeiten zu können. Aber bei einigen verschwindet dieser Traum schnell wieder. Sie entscheiden sich für einen anderen Beruf oder entschließen sich, zu studieren. Dass man beides auch vereinen kann, zeigt die Freiwillige Feuerwehr. Daniel Welz, schon seit vielen Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Lauterberg, spricht mit medienMITTWEIDA über sein Doppelleben als Held und Alltagsmensch.

Herr Welz, gibt es bestimmte Kriterien, um zur Freiwilligen Feuerwehr kommen zu können?

Daniel Welz: Bei uns gibt es keine, aber Feuerwehr ist allgemein Ländersache, weshalb jedes Bundesland leichte Unterschiede bei den Voraussetzungen hat. In Niedersachsen kann man für die Einsatzabteilung ab 16 Jahren jederzeit dazustoßen. Man muss nicht bei der Jugendfeuerwehr gewesen sein. Wir hatten auch schon einige Leute, teilweise Anfang 20, die sich durch ihre Freunde alles angeschaut haben und nun bereits ein paar Jahre mit dabei sind.

Daniel Welz

Daniel Welz ist 28 Jahre alt und lebt in Bad Lauterberg. Er hilft seit Jugendfeuerwehrzeiten bei der Freiwilligen Feuerwehr aus und hat von der ehrenamtlichen Tätigkeit selbst während seines Maschinenbaustudiums in Braunschweig nicht ablassen können.

Was muss man alles können, bevor man richtig bei einem Einsatz mit dabei sein kann?

Welz: Da gibt es verschiedene Lehrgänge. In Niedersachsen umfasst die Truppmannausbildung, also quasi der Grundlehrgang, sechs Samstage von acht bis 16:30 Uhr. Danach ist man zumindest theoretisch in der Lage, Einsätze mitzufahren. In der Regel fährt man aber schon früher mit. Wir haben hier in Bad Lauterberg alle zwei Wochen dienstags Dienst. Dort betreiben wir dann zwei Stunden abends von 19:00 bis 21:00 Uhr selbst Ausbildung. Es kommt dann entweder die Jugendfeuerwehr oder auch ein Quereinsteiger vorbei und die machen erstmal ein paar Wochen oder Monate beim Dienst mit.

Bei der Feuerwehr muss man auch Erste Hilfe leisten. Ist das Teil der Grundausbildung oder lernt ihr das separat?

Welz: Es ist quasi eine Voraussetzung, dass man für den Truppmannlehrgang den Erste-Hilfe-Schein hat. Früher gab es eine Unterteilung, aber das ist mittlerweile vom Rettungsdienst neu formiert worden. Jetzt gibt es nur noch einen Lehrgang für lebensrettende Sofortmaßnahmen über neun Stunden. Da ist der Feuerwehrlehrgang quasi derselbe wie der, den man auch für den Führerschein macht.

Die Freiwillige Feuerwehr in Bad Lauterberg zieht zahlreichen Nachwuchs heran. Foto: Daniel Welz

Welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu der beruflichen Feuerwehr?

Welz: Man bekommt erstmal kein Geld. Die Ausbildung ist auch eine andere. Bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt es eine laufende Ausbildung. Man hat sechs Samstage Grundausbildung und dann gibt es Lehrgänge für Atemschutz, Funk, Lehrgänge für Maschinen, also zum Bedienen von Pumpen und Aggregaten, sowie Führungslehrgänge und technische Hilfsleistung. Diese Ausbildung, die man wochenweise an den Landesfeuerwehrschulen verbringt, findet immer auf Landesebene statt.
Bei der Berufsfeuerwehr kommt dann natürlich alles hintereinanderweg. In vielen Bereichen ist die Schulung bestimmt auch noch eine ganze Nummer intensiver, weil die Berufsfeuerwehr dann bei den Einsätzen personell auch nicht so reich bestückt sind wie eine Freiwillige Feuerwehr. Da muss dann jeder Handgriff sitzen. Bei der Berufsfeuerwehr hat man meist eine 24-Stunden-Schicht und dann wieder ein bis zwei Tage frei und dann wieder eine 24-Stunden-Schicht, das gibt es bei der Freiwilligen Feuerwehr so nicht.

Also zusammenfassend: es brennt auf dem Land, wo wir keine Berufsfeuerwehr haben, genauso wie in der Großstadt, da gibt es keine Unterschiede. Bei uns in Bad Lauterberg ist es so, dass die nächste Berufsfeuerwehr in Göttingen wäre. Das sind 45 bis 50 Kilometer Entfernung, da würde niemand kommen. Wir haben auch die gleiche Technik. Die Fahrzeuge, die wir haben, sind genauso mit Drehleiter und Rüstwagen ausgestattet und unsere Löschfahrzeuge sind Fahrzeuge, die es genauso bei der Berufsfeuerwehr gibt.

 

Sie haben in Braunschweig studiert, das ist relativ weit von Bad Lauterberg entfernt. Wie hat das funktioniert?

Welz: Genau, ich habe in Braunschweig gewohnt. Da war damals tatsächlich die Überlegung: „Mache ich jetzt in Braunschweig weiter, oder bleibe ich hier in Bad Lauterberg bei der Feuerwehr?” Die Entfernung war nicht zu groß, sodass ich regelmäßig in Bad Lauterberg war. Außerdem durfte man damals in Niedersachsen nicht in zwei Orten gleichzeitig bei der Feuerwehr sein. Inzwischen hat sich das auch geändert, um eben solchen Leuten, die Wochenpendler sind oder tagsüber in einem anderen Ort arbeiten, die Möglichkeit zu geben, auch in zwei Feuerwehren aktiv sein zu können. Aber damals war das nicht möglich und da ich auch sehr regelmäßig in Bad Lauterberg war und die Semesterferien dort verbracht habe, bin ich bei der Feuerwehr dort geblieben. Dann habe ich 2014, also quasi nach drei Jahren Studium, auch den Posten mit Jungfeuerwehrwart übernommen, bei dem ich auch mehr mit der Feuerwehr in Bad Lauterberg zu tun hatte.

 

Gab es auch manchmal Probleme, wenn Sie aushelfen sollten, was aber wegen des Studiums zeitlich nicht möglich war?

Welz: Ja, schon. Da die Distanz so groß war, lag es weniger an irgendwelchen Einsätzen. Wenn ich mich in Braunschweig befand und zu Hause der Einsatz war, hätte es sich  gar nicht gelohnt, von Braunschweig dann extra dort hinzufahren. Es gab aber schon, besonders nachdem ich Jugendfeuerwehrwart wurde, immer wieder Überschneidungen. Wir fahren jedes Jahr mit der Jugendfeuerwehr in ein Zeltlager für eine Woche. Das ist immer genau die Zeit, wo im Studium die Prüfungen anstehen. Das war vielleicht nicht unbedingt jedes Mal zuträglich für meine Prüfungen, wenn ich dann irgendwo mitten im Prüfungszeitraum im Zeltlager war, aber… naja.

Eine Übung der Jugendfeuerwehr. Foto: Daniel Welz

Freizeit oder Arbeit, wie fühlt es sich im Dienst an?

Welz: Der Großteil ist schon Freizeit. Es gibt aber Phasen, da artet es manchmal eher in Arbeit aus. Dann häufen sich die Einsätze und wenn man zwischen Weihnachten und Neujahr oder auch mal zu Heiligabend Einsätze fährt, die dann teilweise zeit- und kraftraubend sind, ist es irgendwann auch mal zu viel. Die ganzen Dienste und wie viel Zeit man bei der Feuerwehr verbringt, sucht man sich in der Regel aber selbst aus. 

„Ich bin bei der Freiwilligen Feuerwehr.“ Welche Reaktionen bekommen Sie, wenn Sie das erzählen?

Welz: Hm, es ist unterschiedlich. Viele wissen zu schätzen, dass es Leute gibt, die sich ehrenamtlich und unentgeltlich für die Gemeinschaft einsetzen. Teilweise auch zu sehr ungünstigen Zeiten und in gefährlichen Situationen. Es gibt natürlich diese Typen, die sagen: „Ja, Feuerwehr, da betrinken sich alle.“ Das hat man immer wieder. Aber der Großteil reagiert positiv. 

Können Sie diese Arbeit empfehlen? Wenn ja, warum?

Welz: Auf jeden Fall, auch wenn es manchmal ein bisschen zeitraubend ist. Das wird aber  belohnt, weil die Gemeinschaft super ist. Man hat Leute von jeder Altersklasse dabei. Egal, welche Gesellschaftsschicht zusammenkommt, es wird vorurteilsfrei miteinander umgegangen. Das ist auch etwas, das fürs Leben schult. Wenn man Angst vor Feuer hat, muss man bei der Feuerwehr nicht unbedingt direkt daneben stehen. Also selbst wenn man etwas zurückhaltender oder auch ängstlich ist, ist das eine gute Sache, denn man lernt, mit den Gefahren umzugehen.

Ich merke es manchmal in Ausnahmesituationen. Als zum Beispiel mein Hund in ein Kanalbecken gefallen ist und dann wegen einer Mauer nicht mehr herauskam, hat meine Freundin, die so eine Ausnahmesituation nicht gewohnt ist, den Kopf verloren und konnte nichts machen. Wenn man aber regelmäßig bei der Feuerwehr ist und auch ein gewisses Einsatzaufkommen schon miterlebt hat, bleibt man da ruhig, kann besser mit klarem Kopf handeln und weiß, wie man damit umgehen muss.

Man hat auch Spaß an der Sache und arbeitet mit modernster und sehr vielfältiger Technik, was mich eh immer begeistert hat. Deswegen habe ich auch Maschinenbau studiert. Bei der Jugendfeuerwehr bekommt man außerdem Bestätigung, gerade von den Jugendlichen selbst. Man arbeitet da über alle Bevölkerungsschichten und Altersgrenzen hinweg zusammen, vom 16-Jährigen bis zum 60-Jährigen und die Kameradschaft wird in der Regel auch wirklich gut gelebt. Die Einsätze bringen außerdem immer einen gewissen Nervenkitzel, der wahrscheinlich auch dazu beiträgt.

Weitere Informationen

Wenn man sich weiter informieren möchte, dann gibt es hier zusätzliche Informationen zur Sächsischen Freiwilligen Feuerwehr. Mehr zur Freiwilligen Feuerwehr in Mittweida gibt es hier.

Text: Josephine Singer, Titelbild: Maria Zimbal, Fotos: Daniel Welz

<h3>Josephine Singer</h3>

Josephine Singer

ist 20 Jahre alt und studiert nun im 3. Semester Medienmanagement. Sie kommt aus Leipzig und ist seit dem Wintersemester 2019 bei medienMITTWEIDA.