Verleger wollen Jungredakteuren weniger zahlen

von | 11. März 2011

Die Verhandlungen um die Gehälter von Tageszeitungsredakteuren haben sich zugespitzt. Arbeitnehmerverbände und Verlegerverband sind in ihren Forderungen meilenweit voneinander entfernt. Ein Ausweg scheint derzeit nicht in Sicht. Stattdessen droht ein Arbeitskampf, wenn sich die Parteien nicht bald einigen.

„Aufgrund der vehementen Forderungen des Verlegerverbandes werden wir wohl nur mit Streiks den nötigen Druck entfalten können, um die Tarifstandards der Branche zu verteidigen und überfällige Tariferhöhungen zu erreichen“, gibt sich der Tarifsekretär Medien beim Verdi-Bundesvorstand, Matthias von Fintel, kämpferisch. In den Redaktionen steigt die Protestbereitschaft, denn eine Lösung des über neun Monate andauernden Tarifstreiks ist nicht in Sicht. Zu Warnstreiks kam es bereits nach dem 23. Februar, als die Zeitungsverleger die vierte Tarifrunde für die Tageszeitungsredakteure in Köln boykottierten. Noch immer gibt es keinen Termin für eine neue Verhandlungsrunde. Die gemeinsame Protestaktion von etwa 60 Aktivisten des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) und der Deutschen Journalisten Union (DJU) in der Gewerkschaft Verdi veranlasste die Verlegerseite, die Gespräche abzubrechen.

Die „große“ Lösung muss her

Rund 14.000 Zeitungsredakteure sind von den Verhandlungen um einen neuen Gehalts- sowie Manteltarifvertrag abhängig. Ihre zukünftigen Einkünfte sind weiterhin unklar, ein Ende der Tarifstreitigkeiten ist nicht abzusehen. Bereits am 24. Juni 2010 kündigte der DJV den zwei Jahre alten Gehaltstarifvertrag für Zeitungsredakteure zum Ende des Jahres 2010. Eigentlich hätten danach die Verhandlungen um neue Gehälter beginnen sollen. Stattdessen kündigte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) den Manteltarifvertrag noch am selben Tag auf.

Betriebsrat Bernd Köhler von der Sächsischen Zeitung (SZ) spricht wörtlich von einer Erpressungssituation. „Die gewerkschaftlichen Forderungen sind nicht überhöht, da die letzten Abschlüsse sehr moderat ausgefallen waren“, betont er gegenüber medienMITTWEIDA. Ungeachtet der Tatsache, dass die SZ nicht unmittelbar betroffen ist – es existiert ein Haustarifvertrag – werden die Verhandlungen in der Redaktion aufmerksam verfolgt. Der neue Manteltarifvertrag der Zeitungsredakteure könnte auch hier richtungsweisend für künftige hausinterne Verhandlungen sein.

Inakzeptabler Dumping-Lohn

Vorerst gelten für die von den Tarifverhandlungen betroffenen Redakteure noch die alten Vergütungsregelungen. Jedoch nur, wenn die einzelnen Redakteure keine verlagsinterne tarifliche Sondervereinbarung unterschrieben haben. Die Zeitungsverleger nutzen die Gelegenheit, um ihre Muskeln spielen zu lassen. Sie setzen auf einen neuen Manteltarif, der besonders Berufseinsteiger und Jungredakteure benachteiligen würde. DJV und Verdi bezeichneten den Vorschlag des Zeitungsverlegerverbandes bereits als nicht akzeptablen Dumping-Tarif. Bis zu 30 Prozent wollen die Verleger bei Nachwuchsredakteuren einsparen. Das zeigt die Vorlage des BDZV für einen neuen Manteltarif. DJV und Verdi bezogen einheitlich Stellung gegen eine unterschiedliche tarifliche Entlohnung von erfahrenen Redakteuren und Berufsneueinsteigern in den Tageszeitungsredaktionen.

<h3>Holger Schuchardt</h3>

Holger Schuchardt