Weihnachtsfilme

Das Winter Wonderland der Filmindustrie

von | 24. Dezember 2019

Magische Momente oder nur noch in Massen produzierter Einheitsbrei - begeistern Weihnachtsfilme noch immer?

Ob auf Netflix oder im Kino: Die Weihnachtszeit ist die Zeit der großen Kinostarts und gerade am Ende des Jahres für die Filmstudios eine Gelegenheit, am Weihnachtskaufwahn mitzuverdienen. Schon 2018 lagen die drei erfolgreichsten Filmstarts vor allem in der Vorweihnachtszeit und auch das Star Wars-Franchise veröffentlicht die Teile seiner neuen Trilogie seit 2015 jedes Jahr im Dezember. Besonders für Familien bietet der Winter also immer wieder aufs Neue Anreiz, Ausflüge in warme, kuschelige Kinosäle zu unternehmen oder einen gemütlichen Abend Zuhause auf der Couch zu machen. 

Familien liegen auch in der Hauptzielgruppe der Weihnachtsfilme, die jedes Jahr aufs Neue ab Oktober die Kinos und Streamingportale zu fluten beginnen, genau wie Lebkuchen und Adventskalender die Supermärkte. The Knight Before Chrismas, Last Christmas und Cinderella Story – Ein Weihnachtswunsch schwimmen 2019 auf dieser Welle mit. Alle drei sind Liebeskomödien, die nicht nur das Weihnachtsthema aufgreifen, sondern dabei auch versuchen, mit Charme und emotionalen Momenten zu glänzen. Doch kann die Industrie wirklich noch originelle Weihnachtsgeschichten auf die Leinwand bringen, ohne sich dabei sowohl thematisch als auch inhaltlich nur noch zu wiederholen?

Ho, Ho, Hoffnungslos romantisch

Mit viel weihnachtlichem Farbenspiel, Schnee und Geschenken läutet The Knight Before Christmas das diesjährige Weihnachtsfest ein.

The Knight Before Christmas ist eine Netflix-Produktion, die im November 2019 erschien. Der Film erzählt die Geschichte von der Lehrerin Brooke, gespielt von Vanessa Hudgens, die den Glauben an die Liebe verloren hat, nachdem sie in ihrer letzten Beziehung betrogen wurde. Doch plötzlich taucht der Ritter Sir Cole, gespielt von Josh Whitehouse, in ihrem Leben auf. Er wurde aus dem 14. Jahrhundert von einer alten Hexe in die Neuzeit gebracht, um eine Aufgabe zu erfüllen, die ihm das schenken soll, was er sich tief im Herzen schon immer gewünscht hat.

Dass ein Protagonist eine für ihn bisher unbekannte Welt entdeckt, ist ein Handlungsgegenstand, der sich in vielen bekannten Filmen, zum Beispiel Avatar oder auch Thor, immer wiederfinden lässt. Auch hier wirkt das 21. Jahrhundert für Sir Cole nicht erschreckend, sondern faszinierend. Mit kindlicher Neugier und an der Seite von Brooke lernt er die Welt ganz neu kennen, wodurch im Film eine zwar häufig überzeichnete, aber charmante Komik erzeugt wird. Mit Jugendsprache, dem Bild einer modernen Frau und Technologien wie Alexa oder dem Fernsehen, nutzen die Macher die Gelegenheit, Schleichwerbung für weitere Netflix-Filme und Produkte einzubinden. Aber sie werfen auch einen Blick von außen auf unsere moderne Gesellschaft und wie sich manche Traditionen im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben. Man begleitet die beiden Protagonisten durch die Weihnachtsvorbereitungen, während Cole weiterhin nach der Aufgabe sucht, die die Hexe ihm gestellt hat, um ein wahrer Ritter zu werden und die am Ende auch für ein paar rührende Momente sorgt.

Durch die zahlreich erscheinenden Weihnachtsfilme auf Netflix kann schnell der Eindruck erweckt werden, dass das Unternehmen in diesem Subgenre gerne mehr auf Quantität statt Qualität setzt. Auch dem Film The Knight Before Christmas merkt man einen Trend zur seichten Unterhaltung deutlich an, besonders durch wenig tiefschürfende Dialoge und einem oft sehr kindlichen Humor. Doch der Film dreht sich nicht um eine akkurate Darstellung der Historie des 14. Jahrhunderts und versucht auch nicht, eine innovative, filmische Meisterleistung hervorzubringen, vielmehr steckt die Intention im Kern der Handlung: Nächstenliebe, Familie und Gemeinschaft. Denn all das sind die Dinge, für die die Weihnachtszeit steht. Und damit wird hier besonders für Familien und ein jüngeres Publikum für Unterhaltung gesorgt, die immerhin für eine fröhliche Einstimmung in die Festtage dient.

Von Santa und zynischen Weihnachtselfen

Als eine romantische Komödie, die an vielen Stellen mehr von einem Drama mit sich bringt, schafft es der nächste Film, für einige überraschende Wendungen zu sorgen, die einen sogar zu Tränen rühren können.

Last Christmas wird in Deutschland von Universal Pictures Germany veröffentlicht und erschien im November 2019 auf der großen Leinwand. In der an den Weihnachtssong angelehnten Geschichte spielt Game of Thrones-Star Emilia Clark eine junge Frau namens Kate. Sie ist eine erfolglose Sängerin, die nach einer Herztransplantation ihre Lebensfreude sowie den Glauben an sich selbst und ihre Stimme verloren hat. Erst als sie anfängt, Zeit mit Tom, gespielt von Henry Golding, zu verbringen, beginnt sich langsam wieder etwas in ihrem Leben zu ändern. Zwischen Liebe und neu entdeckten Wegen, versucht sie, endlich wieder glücklich zu werden.

Weihnachtlicher als ein Geschäft, das ausschließlich Weihnachtsdeko verkauft und deren Besitzerin sich Santa nennt, geht es wohl kaum. Das Elfenkostüm, das Kate während ihrer Arbeit und auch danach noch im Film immerzu trägt, stellt einen starken Kontrast zu ihrem zynischen und kalten Charakter her. Doch gerade Kontraste wie diese sorgen für den durchscheinenden Humor in der Handlung, deren Spannung vor allem aus den inneren Konflikten der Protagonistin rührt. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Tom ist recht kurzweilig erzählt und weicht damit in vielen Punkten von der Erwartungshaltung nach den ersten Trailern des Films ab. Dies sorgt jedoch gleichzeitig dafür, dass die Story weniger vorhersehbarer und klischeebehaftet erscheint. 

Die Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren stimmt in jeder Sekunde, wodurch die Entwicklung von Kate nur umso glaubhafter wirkt. Dies sorgt außerdem dafür, dass man schnell mit ihrem Charakter sympathisiert und erwartungsvoll ihre Geschichte mitverfolgt, die zwischendurch ein einziges Auf und Ab ist und dabei lustige, aber auch sehr traurige Momente zulässt. Nur zum Ende hin nehmen die durchaus kitschigen Szenen dann immer weiter zu, in denen sich die ganze Familie auf einmal wieder verträgt und jeder zum Gutmenschen zu werden scheint. Um dem Weihnachtsthema des Films und seiner Zielgruppe gerecht zu werden, wählt der Film also doch einen recht harmonischen und langweiligen Abschluss.

Last Christmas bleibt also gewiss nicht ohne Schwächen. Er missachtet oftmals eine der grundlegenden Regeln des Films: „Show, don’t tell“, besonders wenn es um Kates Vergangenheit geht und traut sich zum Schluss nicht, seine melancholische Atmosphäre aufrecht zu erhalten. Doch er sticht dennoch durch seine filmische Darstellung und emotionale Erzählweise aus den anderen Weihnachtsfilmen dieses Jahres deutlich heraus und sorgt dadurch für ein durchaus lohnenswertes Kinoerlebnis.

Eine weihnachtliche Katastrophe

Wenn Perücken verhüllen, wer man wirklich ist und eine bösartige Stieffamilie einen davon abhält, seine Träume zu verwirklichen, dann hat man nicht nur jegliches Filmklischee der letzten Jahrzehnte bedient, sondern auch die Handlung von
A Cinderella Story – Eine Weihnachtsgeschichte auf den Punkt getroffen.

In einer weiteren Liebeskomödie, deren Protagonistin von nichts sehnlicher träumt als eine berühmte Sängerin zu werden, wird wieder einmal ein Film der Cinderella Story-Reihe hinzugefügt, die seit 2004 das alte Gebrüder-Grimm-Märchen adaptiert. Der Film erschien im Oktober diesen Jahres digital und auf DVD und wurde in Deutschland unter Warner Home Video Germany veröffentlicht. Er erzählt von Kat, gespielt von Laura Marano, und Nik, verkörpert durch Gregg Sulkin. Zwei Jugendliche, die sich bei ihrer Arbeit in einem Weihnachtsthemenpark kennenlernen. Durch ihre Kostüme bleiben sie unerkannt, doch kommen sich schon bald näher. Ihre Beziehung wird nur durch Kats bösartige Stieffamilie gestört, die alles daran setzt, Kats Träume zu sabotieren. 

Der Film zeichnet sich nicht nur primär als Liebeskomödie, sondern durch viele kleinere Gesangseinlagen durchaus auch als Musikfilm aus. Leider tragen diese zahlreichen, teils von Kat selbst geschriebenen, Songs wenig zur Handlung bei und fallen eher durch schlechtes Autotuning und Lip-Syncing auf als durch hochwertige, musikalische Qualität. Zudem sind die weihnachtlichen Lieder wenig aussagekräftig, was die einzelnen Charaktere oder die Handlung anbetrifft. Nicht, dass es viel über diese zu sagen gebe. Eine Spannungsbogen ist kaum vorhanden und jedes Problem, vor das die Protagonistin gestellt wird, wird sofort durch einen der Nebencharaktere für sie aus dem Weg geräumt. Kat macht deshalb nie wirklich aus eigener Kraft eine Entwicklung durch, die den Zuschauer mitreißen könnte und auch am Ende werden all ihre Schwierigkeiten innerhalb einer Szene wie durch ein Wunder von einem reichen Mann gelöst. Ein Konzept, das eigentlich schon seit Pretty Woman veraltet ist und selbst in den Disneyneuverfilmungen von Märchen inzwischen verworfen wurde.

A Cinderella Story – Ein Weihnachtswunsch schafft es also, weder in seinem Genre noch als Weihnachtsfilm durch besondere Alleinstellungsmerkmale herauszustechen. Mit überdrehten Farben und Dialogen, versucht der Film nur zu vertuschen, was er wirklich ist: Ein billiger Abklatsch eines Märchens aus einer inzwischen längst ausgelutschten Filmreihe.

Ein Subgenre, das sich halten wird

The Knight Before Christmas, Last Christmas und A Cinderella Story – Ein Weihnachtswunsch haben einiges mehr gemeinsam als nur ihr Genre, auch wenn sich die Filme qualitativ unterscheiden. Weihnachten ist ein Thema, das sehr einschränkt, was Farbenspiel, Settings, Kulissen- sowie Kostümwahl betrifft. Und allein durch das Genre der romantischen Komödie können hier leicht Parallelen im Storytelling und in den Charaktereigenschaften der einzelnen Protagonisten gefunden werden. Doch sind die Filme darum alle gleich?

Zumindest The Knight Before Christmas und Last Christmas schaffen es in all ihren Ähnlichkeiten dennoch, eine eigene Geschichte zu erzählen, so kitschig diese auch sein mag. Sie kreieren eine eigene Atmosphäre, die es trotz wenig origineller Ideen schafft, ein Weihnachtsgefühl aufkommen zu lassen. Sie verkörpern das, wofür Weihnachten am Ende wirklich steht: Das Fest der Liebe und des Schenkens. Also, was könnte besser zu diesen Themen passen als ein paar Liebeskomödien? Und auch wenn nicht jede von diesen sehenswert sein mag, solange die Filmstudios mit ihnen Geld verdienen, werden uns wohl auch in den nächsten Jahren noch viele Weihnachtsmänner, Elfen und Tannenbäume auf den großen und kleinen Leinwänden erwarten.

Text: Clara S. Eckhardt, Titelbild: Copyright by Universal Pictures Germany, Videos: YouTube/KinoCheck Home, YouTube/Universal Pictures Germany, YouTube/Warner Bros. DE

<h3>Clara Sophie Eckhardt</h3>

Clara Sophie Eckhardt

ist aufgewachsen in Schleswig-Holstein und studiert nun in Mittweida Medienmanagement mit dem Schwerpunkt eSports und Games Marketing. Währenddessen engagiert sie sich als Redakteurin und Leiterin des Social Media Bereichs für medienMITTWEIDA.