Das Mischgetränk aus Tee und Milch mitsamt seinen „Kügelchen“ löste zwischen 2010 und 2012 einen riesigen Hype in Deutschland aus. Doch dann eilte ihm ein zweifelhafter Ruf voraus und zerstörte das sicher geglaubte Geschäft.
Gesüßter schwarzer oder grüner Tee, abgekühlt mit Milch und einer Hand voll Eiswürfel in einem Cocktailshaker geschüttelt, mit bunten Tapiokaperlen in einen Becher geschüttet: Das ist ein so genannter Bubble Tea, der so oder in unzähligen Abwandlungen millionenfach am Anfang des Jahrzehnts gekauft und getrunken wurde. Damals fluteten Bubble-Tea-Läden die Straßen deutscher Innenstädte, selbst der Fast-Food-Konzern McDonald’s nahm das Getränk vorübergehend ins Sortiment, rund 25 Jahre nachdem es im asiatischen Taiwan erfunden wurde, um den Kindern das Teetrinken wieder näher zu bringen.
Ausgeblubbert?
Ungefähr genauso schnell wie der Bubble Tea Deutschland eroberte, genauso schnell war er wieder vergessen: Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) forschte an Bubbles Teas aus Mönchengladbacher Läden und wollte in den Tapiokaperlen, die das Getränk so außergewöhnlich machten, krebserregende Stoffe nachgewiesen haben. Nachdem die Rheinische Post 2012 über den Verdacht berichtete, titelte beispielsweise die Welt: „Chemiker finden Gift im Bubble-Tea.“ Auch diverse andere Medien stürzten sich auf das Kultgetränk. Bereits 2013 war der Umsatz von Bubble-Tea-Ketten um bis zu 80% gesunken, mehr als die Hälfte aller Geschäfte geschlossen. Als das Verbraucherschutzministerium Nordrhein-Westfalens wenig später eine große Untersuchung mit über 80 Proben durchführte und keine der verdächtigen Giftstoffe finden konnte, war der Ruf des Bubble Tea längst ruiniert.
Comeback nicht ausgeschlossen
Das einstige Trendgetränk war teuer (zwischen drei und fünf Euro), süß und kaum nahrhaft. Kein Verlust, könnte man meinen. Dennoch war der Bubble Tea einer der letzten großen Trends unserer Kindheit und frühen Jugend – und rundete knapp zwei Jahrzehnte nach dem Center Shock-Kaugummi das Kapitel der fragwürdigen Nahrungsmittel dieser Zeit ab.
Abseits von Deutschland ist das Bubble Tea-Geschäft international weiterhin im Aufschwung, die Umsätze steigen. Und auch in Deutschland blubbert das Getränk tatsächlich einem Comeback mit neuem Image entgegen: Dabei wollen Verkäufer von Bubble Tea beispielsweise vermehrt auf natürliche Produkte, Bio-Abzeichen und hochwertige Zutaten setzen. Vielleicht gibt es also zeitnah die Möglichkeit, mittels eines Bubble Tea für einen Moment zurück in die Kindheit zu reisen.
Text: Toni Kraus / Titelbild: Alouette2019, Freepik Premium License