„And the Oscar goes to…”: Am 17. September 2018 wurde mit der 70. Emmy Award Verleihung die Award Season 2018/19 eingeleitet. Den krönenden Abschluss bildet am 24. Februar 2019 die 91. Academy Award Verleihung (kurz: Oscars), bei der Filme in 24 verschiedenen Kategorien wie beispielsweise Bester Film, Beste Kamera oder Beste Regie gekürt werden. Als kleiner Vorgeschmack hat unsere Redaktion eigene Awards verteilt und die auserkorenen Filme in verschiedenen Genres rezensiert.
Neun Kategorien, neun Filmrezensionen – so verschieden Filmgenres sein können, so verschieden auch die Geschmäcker der Zuschauer. Um möglichst jedem Film auf seine Art gerecht zu werden und unterschiedliche Geschmäcker zu bedienen, haben wir folgende Genres und Gewinner-Filme ausgewählt:
Action
Das Genre des Actionfilms zielt vor allem auf einen simplen Unterhaltungswert für den Zuschauer ab. Nach Scott Higgins, Professor für Filmwissenschaft an der Wesleyan University, sei das Genre sowohl eines der bekanntesten als auch der meist belächeltsten Filmgenres der heutigen Zeit. Im allgemeinen Verständnis würden Actionfilme häufig dafür kritisiert, spektakuläre Stunts, Verfolgungsjagden und Kampfszenen feinsinnigem Storytelling vorzuziehen, wie er in seinem Essay „Suspenseful Situations: Melodramatic Narrative and the Contemporary Action Film“ schreibt. Ob dieses Klischee auch in unserem Film-Favoriten bedient wird, könnt ihr selbst lesen:
Animation
Ob es sich beim Animationsfilm tatsächlich um ein eigenes Genre handelt, sei fragwürdig, da er sich wenig durch inhaltlich-strukturelle Merkmale definieren lasse, wie Maike Sarah Reinerth im Sammelband „Filmwissenschaftliche Genreanalyse – Eine Einführung“ schreibt. Vielmehr definiert sich der Animationsfilm durch seine technische Machart, Bildern und Objekten durch filmische Illusion, also die schnelle Abfolge von Einzelbildern, Leben einzuhauchen. Dabei gibt es verschiedene Verfahren, die verwendet werden können und das Aussehen des Films beeinflussen. Dadurch kann sich der Animationsfilm verschiedener Genres bedienen, aber wird „trotz der Vielzahl existierender Animationstechniken von Rezipientinnen und Rezipienten in der Regel als ‚Animation‘ wahrgenommen“, so Reinerth. Unser Gewinner in der Kategorie „Bester Animationsfilm des Jahres“ behauptet sich im Bereich der 3D-Computeranimation:
Comedy
Ebenso schwer lässt sich das Genre der Komödie definieren. So eindeutig es zu sein scheint, dass eine Komödie den Zuschauer zum Lachen bringen soll, so unklar ist die Art und Weise, wie dieses Ziel erreicht wird. Medienwissenschaftler Hans-Bernd Heller und Filmhistoriker Matthias Steinle begründen es in „Filmgenres: Komödie“ damit, dass das „Versprechen von ‚Komik‘ ein zeit- und kontextabhängiges Wahrnehmungsphänomen“ sei. Somit empfindet der Zuschauer Witz und Komik stets verschieden und es lassen sich abseits von speziellen Subgenres wie beispielsweise der Slapstick-Comedy keine einheitlichen, strukturell-inhaltlichen Merkmale festlegen. Unser witzigstes Film-Highlight hat als Theaterstück in Frankreich bereits die Zuschauermengen zum Lachen gebracht und es nun auf die deutsche Kinoleinwand geschafft:
Crime
Mord, Diebstahl, Betrug: Wenn Verbrechen an der Tagesordnung stehen, handelt es sich meist um einen Kriminalfilm. Dabei steht die Auflösung eines Verbrechens im Vordergrund, wobei der Film in seiner Erzählweise frei entscheiden kann, wie und aus welcher Sichtweise die Ereignisse dem Zuschauer präsentiert werden. Klassischerweise begleitet der Zuschauer den Ermittler und bekommt vermittelt, wie gesellschaftliche Ordnung und Gesetz funktionieren. Unser „bester Krimi des Jahres“ verspricht jedoch eine andere Sichtweise auf die Themen Wahrnehmung und Verbrechen:
Drama
Das Drama ist das wohl unspezifischste Genre des Films. Eigentlich als Überbegriff für Komödie und Tragödie aus der Theaterwissenschaft stammend, wird im Film mit dem Begriff Drama meist eine Geschichte betitelt, dessen Hauptperson eine Krise durchlebt oder eine wichtige Entscheidung zu treffen hat. Im Zentrum stehen dabei Wertvorstellungen und vor allem Emotionen, die den Zuschauer berühren und fesseln können. Dramen können allerdings sehr vielseitig sein und vor allem stark mit anderen Genres verschwimmen, wodurch der Eindruck entsteht, dass es sich auch in der Filmwissenschaft eher um ein übergeordnetes Genre handelt. Unser Gewinner-Film in diesem Genre ist jedenfalls ein biografisches Drama mit Krimi-Elementen:
Horror
Horrorfilme sollen den Zuschauer in Angst und Schrecken versetzen. Dabei dringt meist etwas Fremdes, Bedrohliches in die vermeintlich heile Welt des Protagonisten ein. Die Bedrohung kann sowohl fantastischer, übernatürlicher als auch menschlicher Natur sein. Fest verankert ist nur, dass das Leben des Protagonisten in Gefahr ist. Dabei thematisiert der Horrorfilm im Vergleich zu anderen Genres auf eine offenere Art und Weise elementare Fragestellungen von „Gut und Böse“ oder „Leben und Tod“. Das Handeln des Monsters ist oftmals von einem Fehlverhalten des Protagonisten motiviert. Konventionell beinhaltet das Genre zudem viele festgesetzte filmische Mittel wie schnelle Schnitte, die für die gewünschte bedrohliche Atmosphäre sorgen. In unserem ausgewählten Grusel-Streifen werden traditionelle Elemente des Horrorfilms mit Neuen vermischt:
Musical
Mit seinem Ursprung im Theater spielen bei Musicalfilmen musikalische und tänzerische Elemente eine zentrale Rolle. Das Genre konnte erst mit der Erfindung des Tonfilms Ende der 20er-Jahre entwickelt werden. Seitdem haben sich die früher noch unterbrechenden Gesangseinlagen vollends in die Handlung der Filme integriert. Sie eröffnen filmisch neue Möglichkeiten, die Handlung zu verdeutlichen, Irreales zu verbalisieren oder sogar zukünftige Geschehnisse anzukündigen. Auch im diesjährigen Musical-Highlight spinnt die Musik den roten Faden der Narration:
Romance
In der Romanze oder dem Liebesfilm dreht sich, wie der Name vermuten lässt, alles um die Liebe. Zwei Menschen verlieben sich. Es folgt ein dramatischer Wendepunkt, Herzschmerz und meist doch noch ein Happy End. Dabei bedient sich der Liebesfilm auch anderer Genres, um der Rahmenhandlung Varianz zu geben. Nur wenige Filme schaffen es, dem Klischee der Vorhersehbarkeit und Ähnlichkeit zu bestehenden Filmen zu widersprechen. Unser „bester Liebesfilm des Jahres“ überwindet diese Hürde jedoch mit Leichtigkeit:
Science Fiction & Fantasy
Eigentlich stellen Science-Fiction und Fantasy vollwertige, einzelne Filmgenres dar. Aufgrund des überschneidenden Merkmals, eine fantastische, in der Realität unmögliche Geschichte zu erzählen, wurden sie hier aber zusammengefasst. Fantasy bedient sich dabei eher fantastischer Mythen, Fabelwesen und Legenden. Wohingegen Science-Fiction, gemäß seinem Namen (science = Wissenschaft, fiction = Fiktion/erfundene Geschichte), über Geschichten fantasiert, die in einem Zusammenhang mit wissenschaftlichem Fortschritt stehen. Dabei schlägt unser auserkorenes Film-Highlight zufällig sogar eine Brücke zwischen Fantasy und Science-Fiction, indem man versucht das Fantastische wissenschaftlich zu untersuchen:
Text und Titelbild: Lena von Heydebreck